Wanderung auf dem „Sentiero dell‘Agave“ vom malerischen Fiordo di Furore nach Praiano an der Amalfiküste.
Gesamtlänge: 5,5 Kilometer; Schwierigkeit: leicht
Die Amalfiküste südlich von Neapel ist bekannt für kleine Straßendörfer und zahlreiche Buchten, die jedes Jahr viele Touristen anlocken. Wer die Landschaft und ein wenig Ruhe genießen möchte, der steigt hinauf und lässt die Küstenstraße weit unter sich zurück.

Der Tag, an dem wir diese Tour unternehmen, beginnt etwas sperrig. Geplant war eine Wanderung auf dem Pfad der Götter, doch in den Bergen an der Amalfiküste hängen die Wolken und wir haben keinen Plan B. Der „Fiordo di Furore“ zwischen Praiano und Conca dei Marini soll ganz schön sein – hab ich zumindest auf Bildern gesehen. Da könnte man auch mit dem Bus hinfahren. Der ist aber gerade weg und die Fahrkarten sind im kleinen Tabak-Laden in Praiano auch ausverkauft.
Nach schier endloser Wartezeit steigen wir also ohne Ticket in den vollgestopften Bus von Praiano Richtung Amalfi. Wir wedeln mit unserem Geldschein, aber der Busfahrer hat auch keine Tickets – aber Erbarmen, wir dürfen so mitfahren. Hupend schlängelt sich der Bus die schmale Küstenstraße entlang. Wir starren – eingekeilt zwischen Einheimischen und Touristen – auf die Navi-App im Handy, damit wir den richtigen Zeitpunkt für das Drücken des Halteknopfes nicht verpassen. Es klappt und der Bus spuckt uns direkt vor der Brücke über den Fjord aus.
Fiordo di Furore – Verstecktes Kleinod an der Amalfiküste
Jetzt noch todesmutig die Küstenstraße überqueren, denn die Treppe hinab in die kleine Bucht ist auf der anderen Seite. Der „Fiordo di Furore“ sieht wirklich toll aus, auch bei grauem Himmel. Unterhalb der Küstenstraße ist es schön ruhig, doch die Idylle wird jäh gestört. Zahlreiche Ausflugsboote manövrieren mit dröhnendem Motor in die kleine Bucht. Hektisch nutzen die Passagiere die kleine Stippvisite, um ein paar Selfies mit Fjord zu machen, dann muss ihr Boot auch schon dem nächsten Platz machen.

Der „Sentiero dell‘Agave“ von Furore nach Praiano
Für einen entspannten Strandnachmittag ist uns hier deutlich zu viel los, außerdem gibt es am Vormittag nur in der einen Hälfte der kleinen Bucht Sonne. Nach einem erfrischenden Bad suchen wir nach Wandermöglichkeiten und finden in der Navigations-App einen Wanderweg entlang der Küste nach Praiano. Der „Sentiero dell‘Agave“ ist ein echter Geheimtipp. Zunächst steigen wir die an der Amalfiküste obligatorischen zahlreichen Stufen hinauf bis Furore. Nach mehr als einer Woche Urlaub mit diversen Treppen-Touren sollte ich eigentlich gut im Training sein.

Eigentlich. Aber ich merke meine Knie und bin nach den ersten 100 Stufen schon außer Atem. Zum Glück gibt es auf dem Weg hinauf viele schöne Ausblicke auf den „Fiordo di Furore“ und die Küste, da kann ich bei diversen Foto-Stopps verschnaufen. Die Treppen enden im unteren Teil von Furore, hier wendet sich der Weg nach links. An der „Passeggiata dell‘ Amore“ können Besucher allerlei romantisch-kitschige Fliesenbilder rund um die Liebe betrachten.

Romantisch und verwunschen ist auch der Wanderweg „Sentiero dell’Agave“, der an dem kleinen Aussichtsplatz beginnt. Die Blütenpracht am Wegesrand lockt allerhand summende Insekten an, Schmetterlinge flattern umher. Agaven, die dem Weg zu seinem Namen verholfen haben, recken ihre starren, vernarbten Blätter in den Himmel. Friedlich ist es auf dem schmalen Pfad, der sich durch üppige Vegetation schlängelt. Hektik und Lärm der Küstenstraße, die von hier oben nur ein dünnes, graues Band ist, sind vergessen.

Über den Dächern von Praiano
Bei unserer gemütlichen Wanderung durch die Natur lässt sich vortrefflich die Zeit vergessen. Irgendwann erreichen wir den oberen Ortsrand von Praiano. Über den Dächern der Stadt führt der Weg vorbei an Gärten, Olivenhainen und den ersten Häusern.

Und da sind sie wieder: die Treppen. Unsere Unterkunft in Praiano befindet sich noch ein Stück unterhalb der Küstenstraße, also geht es viele, viele Stufen hinab Richtung Meer. Aber auch hier lenkt der fantastische Ausblick auf die Küste von den knirschenden Gelenken ab.

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